1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
274
verhärtet. Mit der Zeit erheben sich dieselben vom Grunde bis zur Ober-
fläche des Meeres und find unter dem Namen Korallenriffe bekannt. Diese
veranlassen oft die Entstehung von Inseln. Häufig find sie die Ursache
der Zerstörung. Das Schiff, eines der stolzesten Werke der Geschicklichkeit
des Menschen, dem er Leben und Eigenthum anvertraut, auf dem der
kühne Seefahrer den Küsten ferner Länder zusteuert, kann an Korallen-
bänken verunglücken.
3. Muscheln und Schnecken.
Der Körper dieser Thiere ist weich und von einer schlüpferigen
Haut umgeben, weßhalb sie auch W e i ch t h i e r e heißen. Die Natur
würde dieselben stiefmütterlich behandelt haben, wenn sie nur deren
zarte innere Theile mit bewundernswürdiger Kunst ausgearbeitet,
oder vernachläßigt hätte, sie gegen Beschädigungen von Außen zu
schützen. Dies hat sie jedoch nickt gethan, sondern dieselben theils in
eine derbe Haut gehüllt oder nnt Schalen bedeckt, welche Reibungen
und Stöße aushalten können. Diese Bedeckungen sind an Gestalt
und Farben sehr mannichfaltig und werden wegen ihrer Schönheit ge-
sammelt und in Zimmern als Zierde aufgestellt oder in Sammlungen
aufbewahrt. Aber der fleißigste Sammler besitzt am Ende doch nur
einen Theil von Dem, womit die Welt geschmückt ist. Gewiß entgeht
auch ohne diese Liebhaberei den meisten Menschen die Zierlichkeit der
Schneckengehäuse, sowie dere^ Zweckmäßigkeit zum Schutze des Thieres
nicht, und es läßt sich über eine kleine Baumeisterin mit ihrem Häus-
chen auf dem Rücken wohl eine Betrachtung anstellen. Trägt sie es
nicht leicht und sicher auf Weg und Steg, über den flachen Boden,
wie an Bäumen, Hecken und Mauern hinauf, wohin es ihr beliebt!
Bekommt es eine schadhafte Stelle, so bessert sie es aus; denn das
Material dazu führt sie stets mit, verschließt es wohl auch, wenn der
Winter naht oder wandert damit unter die schützende Erde. Uebereilt
sie sich beim Bauen nun auch nicht, so macht sie dabei auch keinen
Fehler; überdies ist ihr Gebäude ein Kunstwerk, zu welchem sie Zeit
nöthig hat.
Die größte Zahl der Weichthiere, und unter denselben auch die
schönsten und nützlichsten, lebt im Meere. Daselbst gibt cs die Perl-
muschel, welche wegen der in ihr enthaltenen Perlen in Menge aus
dessen Tiefe geholt wird. Das Gehäuse selbst liefert das schöne Perl-
mutter, wovon Mefferstiele, sowie Knöpfe und andere Drechsler-
arbeiten verfertigt werden. Manche, wie die große Porzellan-
schnecke, die bei uns zur Verzierung der Pferdegeschirre, in Indien
aber als Scheidemünze gebraucht wird, sind bekannt. Wichtiger sind
die Austern; sie erscheinen als Leckerbissen auf den Tafeln reicher
Leute und werden an den Küsten von England, Frankreich, Deutsch-
land und Italien zu Tausenden gefischt und versandt.
Unter den einheimischen Weichthieren sind die Ackerschnecken
sehr häufig, und dies ist es eben, was in manchen Jahren beklagt
wird; denn sie werden in Gärten und auf Feldern sehr schädlich und
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- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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nicht entbehren. — Becken, Böcke. Der Betagte handelt mit Be-
dacht. — Beet, bet, Bett; beten, böten, Böden; bäte, bähte
(bähen). Der Arzt befühlt den kranken Peter und befiehlt ihm drei
Bäder zu geben Wer seine Fehler aufrichtig bereut, ist auch bereit
Buße zu thun. Beräuchern, bereichern; besähen, besehen; be-
schwören, beschweren; Beschwerde, beschwerte; begleiten, be-
kleiden; bezeigen, bezeugen; berichtigt, berüchtigt; bohren,
die Poren; Biene, die Bühne; bieten, bitten. — Das Uebermaß
der guten Bissen muß man mit Krankheit büßen. Der Biß, bis. Der
Bote fuhr in einem Boote über den Bodensce und als er wieder auf
schweizerischem Boden angekommen war, boten ihm seine Landsleute
freundlichen Gruß. — Brödchcn, Brätchen, Brettchen. Die Bril-
len, brüllen. Das Buch, der Bug (Thierrücken). Bitte, Bütte.
— Beichten, beugten; der Bund, bunt. Bücken, picken. Butter,
der Puder.
C.
Ceder, Zeter (Geschrei). Der Ci der (Aepfelwein), die Cither
(Saiteninstrument), zittern.
D.
Das Dach, der Tag; der Dachs, die Tare. Sobald es tagte,
dachte ich an mein Tagewerk. Die Dame, der Damm. Wer wird die
Datteln tadeln, da sie reif und gut sind? Die Daube, die Taube,
taub; dehnen, tönen; Dienste, Dünste, dünnste. Bor allen Din-
g e n werde ich nur jenen Knecht dingen, welcher außer dem Düngen auch
noch die übrigen Feldarbeiten gründlich versteht. Denke dir, der Elephant
ist ein so großes Thier, daß er nicht einmal durch diese hohe Thüre hin-
durchgehen kann. Der Dinkel (Spelz), der Dünkel. Der Teich ist von
einem Deich rings umgehen; Teig. Bei dem Dorfe wird viel Torf
gegraben. Er verdünnte die Dinte so, daß sie kaum mehr zum Schrei-
den diente. Der Draht, trat; der Tod, todt; Todter, Dotter.
Die Hunde drehten durch Treten das Rad des Ragclschmieds. Drei,
treu; Dreier, treuer. Dicke Wolken, vom Sturme getrieben, trü-
den am Gebirge drüben den westlichen Horizont.
E.
Mit der Egge wird der Acker geeggt; acht. Die Eichen, eigen;
Eule, Eile; Ende, Ente, Entschluß. Eiter, Euter, Eider
(Fluß). Aus Steinkohlen erhalt man ein Gas, welches außerordentlich
erhellt. Enkel, Engel. Herrmann, der Cherusker, war dazu erlesen,
die Deutschen vom Römerjoche zu erlösen. Erzeigen, erzeugen.
F.
Diesem Felde fehlt es an Dung; darum fallt die Ernte so gering
aus. Der Herr befahl mir, jenes fahle Pferd dort an den Pfahl zu
binden. Die Fäule, die Feile, der Pfeil, feil. Er hat feiste Fäuste.
Die Fahne, die Pfanne. Feilchen, Pfeilchen, Veilchen; Feier,
Feuer; Ferse, Verse; Fieber, Fiber, die Viper; fiel, viel, der
Pfühl; fühle, fülle, fiele; Fläche, Pflege; Flaumen, Pflau-
men; flicken, pflücken, flügge; Flug, Pflug, Fluch; füllen,
fühlen, vielen; fehlen, Fellen, Fällen; Fund, Pfund; fährte
Pferd, Gefährte, Fährte (Spur), Flie der, F lit t er; freuen, freien,
im Freien; das Fuder, Futter; freilich, er fr e u li ch; die Frist,
frißt; die Fracht, fragt.
G.
Gähren, begehren. Sie speisten eine ganze Gans. Erhöre
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das Gebet des Armen und gebet ihm ein Almosen! Gasse, Kasse;
galt, kalt; Garten, Karten; gefiel, Gefühl; gelehrt, geleert;
Gerede, Ge rät he; Gräte, Kröte; Geleite, Geläute. Es geht
das Gerücht, man stelle ihn vor G e r i ch t, wo sein Vergehen wohl
strenge gerügt wird. Geredet, gerettet, geröthet. Ist das Ge-
sinde wohlgesinnt, dann es der Herrschaft Vortheil bringt. Gescheid,
gescheut. Meine geliebte Mutter machte das Gelübde,' jährlich ein
armes Kind zu kleiden. Das Gewehr, die Gewähr; Gewissen, ge-
wiesen; gefehlt, gefällt; Gebäck, Gepäck; Gitter, Güter;
girrten, gürten; Giebel, Kübel; gönnen, können, kennen; gießen,
küssen, das Kissen; gleiten, kleiden; glimmen, klimmen;
glauben, klaliben; Gram, Kram; Grenze, Kränze; Greis,
Kreis; Gunst, Kunst; kriegen, kriechen, Griechen; Glätte,
Klette.
H.
Tue Haare, harre; Haken, hacken; Hasen, hassen. Liebe
Schwester! der Vater haßt die Hast, welche du bei Allein hast. Der
Hai, das Heu; der Heide, die Haide, heute, die Häute. Gott ist
der Herr der Heerschaaren, und wer da wandelt einher, halte hehr
seinen heiligen Namen. Der Held hält sich tapfer. Der Himmel hellt
sich auf. Auch ein Tropfen höhlt den Stein. Der Hehler, Heller;
Herd, Heerde, hörte, Härte; der Hut, die Hut; Hüte, Hütte;
hohl, hol.
I.
I m Walde ist er ihm begegnet. In, ihn; ihnen, innen; irden,
irrten. Wie man ißt, so ist man. Jagd, jagt, Jacht; Zänner, jener.
K.
Als ich auf den äußersten Kamm des Gebirges kam, kam mir mein
Bruder entgegen. Kahn, kann, Kanne; Kamerad, Kammer-
rath, Kammrad; die Kehle, die Kelle; Keil, Keule; der Kiel,
kühl; Kien, Kinn, kühn. Die und der Kiefer, der Küfer; der
Kragen, krachen; Kiste, Küste, küßte; die Kunde und der Kunde;
Krieger, Kriecher; Kenner, Gönner.
L.
Die Lage, die Lache, lachen; der Laib, Leib; Lamm, lahm;
laö, laß; die Last, laßt, las't; läuten, leiten, leiden, Leute;
leben, Löwen; lehren, leeren; Leuchter, leichter; die Leiter,
leider! lesen, lösen; Licht, liegt, lügt. Beherrsche deine Lüste!
Der Feind eroberte die Stadt mit List. Die Liste aller Theilnehmer an
diesem Geschäft ist bereits ausgestellt. Durch das Loos machte er sich
vom Soldatendienste los. Löthig, ledig; Lied, litt.
M.
Das Maß, die Maß, die Maas (Fluß); Magen, machen; die
Magd, die Macht; Mägde, Mächte, möchte; das Mahl, Mal;
malen, mahlen; mehlig, allmählig. Man beurtheilt den Mann
nach seinen Handlungen. Zm Becher ertrinken mehr, als im Meer.
Die Mandel, der Mantel; der Marder, die Marter; das Mark,
die Mark (Gewicht und Grafschaft); Meise, Mäuse; mein, Main;
Miene, Mine. Die Armen müssen Manches missen, was den Rei-
chen erfreut. Mist, mißt, müßt; Mode, Motte; Mus (Gemüse),
Muße, Muse, nruß; Mohr, Moor; Miethe, Mitbe, müde,
mied; mit, m ü h t e.
N.
Nacht, nagt; Nachen, nagen; die Nachtheile einer schlecht
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Der Faule mag darben. Der Baum mag verdorren. Der Mensch
kann krank werden. Der Schüler kann fleißig sein. Der Kranke darf
schlafen. Der Müde darf ausruhen. Der Faule muß darben. Der Baum
muß verdorren. Der Schüler soll fleißig sein. Der Kranke will schla-
fen. Der Müde will ausruhen.
Aufgabe. Sage von folgenden Wörtern die Thätigkeit als mög-
lich und nothwendig aus >
König , Christ, Kind, Schüler, Pfarrer, Kranke, Zufriedene, Land-
mann, Arzt, Freund, Mutter. — Hausthiere, Knabe, Körper, Augen,
Schaden, Sünde, Züngling, Lehrer, Gläubiger, Schuldner, Trauben, Ver-
urtheilte, Baumeister.
Zur Rechtschreibung.
16) Dehnung und Schärfung der Stimmlaute.
a) Dingwörter, worin die Dehnung durch Verdoppelung der
Stimmlaute: „a, e, o" bezeichnet ist.
Das Aas, der Aar, der Aal, das Haar, die Maas, das Paar, der
Saal, die Saat, die Schaar, der Staar, der Staat, die Waare. — Das
Beet, daö Heer, der Klee, das Meer, der See, die See, der Schnee, der
Speer, der Theer, der Thee, die Allee, die Armee, die Beere, das Kameel,
der Kaffee, die Seele. — Das Boot, das Loos, das Moor, das Moos,
der Lootfe.
b) Dingwörter., worin die Dehnung der Stimmlaute durch das
Dehnungszeichen „h" bezeichnet ist.
Die Bahn, der Hahn, der Hohn, das Huhn, das Jahr, der Kahn,
der Lehm, der Lohn, das Mahl, das Mehl, das Oehr, das Ohr, die Ohm,
der Rahm, das Rohr, der Ruhm, die Ruhr, der Stahl, der Stuhl, die
Uhr, der Wahn, die Zahl, der Zahn. — Die Ahle, die Aehre, die Bahre,
die Bohne, die Bühne, die Dohle, die Ehre, die Fahne, das Fohlen, die
Kehle, die Kohle, die Lehne, die Mähne, die Mühle, die Rahme, die Röhre,
die Sohle.
e) Dingwörter, worin die Dehnung des Stimmlautes „i" durch
die Dehnungszeichen: „e und eh" bezeichnet ist.
Das Bier, der Brief, der Dieb, der Dienst, das Glied, der Hieb, der
Kiel, der Kies , das Knie, der Krieg, das Lied, das Rieß, das Sieb, der
Sieg, das Spiel, der 'vpicß, der Stiel, der Stier, das Thier, der Trieb,
das Vieh, das Zstl, die Zier. — Die Biene, die Diele, das Fieber, die
Fliege, der Friede, der Giebel, die Liebe, die Miene, die Miethe, das Pa-
pier, der Priester, der Riegel, der Riemen, der Riese, der Schiefer, die
Schwiele, das Siegel, der Spiegel, der Stiefel, die Stiege, die Wiege,
die Wiese, das Wiefel, die Zieche, die Ziege, die Zierde, die Zwiebel.
6) Dingwörter, worin die Schärfung des Stimmlautes durch
„ch" bezeichnet ist.
Der Bach, das Buch, das Blech, der Bruch, das Dach, das Fach,
der Fluch, das Joch, der Koch, das Loch, das Pech, der Spruch, der Stich,
das Tuch. — Der Becher, die Buche, der Drache, das Echo, die Hechel,
die Küche, die Lache, der Nachen, der Rachen, der Rechen, die Sache, die
Sichel, die Wache, die Woche, der Wucher, die Zeche.
e) Dingwörter, worin der Stimmlaut durch „ck" oder „tz" ge-
schärft ist.
Der Blick, der Bock, das Eck, der Fleck, das Glück, der Rock, der
Sack, der Speck, der Stock, der Strick, daö Stück, der Schmuck, der
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Mantel verloren. Derselbe ist noch ganz neu, von dunkelblauer
Farbe, hat einen langen, faltenreichen Kragen, dtt oben mit einem
dunkelbraunen Pelze besetzt und mit einer silbernen Schnalle versehen
ist. Der Finder wird ersucht, denselben gegen eine angemessene Be-
lohnung im Gasthaus zur Krone in Darmstadt abzugeben.
Aufgaben. Anzeige über einen Gartenverkauf, über den
Verkauf eines Gasthofes, über die Erweiterung eines Geschäftes,
über die Vermiethung eines Gartenö, eines Weinkellers, einer Scheuer,
einer Wohnung, eines Hauses; Anzeige über einen entlaufenen und
zugelaufenen Hund, einen verlornen Regenschirm, einen verlornen
Ring, eine gefundene Uhrkette, eine gestohlene Uhr.
V 1». Zeugnisse.
1. Maria Trautmann von Abenheim diente drei Jahre
bei mir als Magd und betrug sich während dieser Zeit musterhaft
brav und treu, und verrichtete ihre Dienstgeschäfte mit Geschick, Ord-
nung und Reinlichkeit, was hierdurch mit Vergnügen bezeugt
Worms, den 16 April 1854.
Georg Prinz.
2. Peter Schmelz aus Oppenheim hat drei Jahre bei mir
in der Lehre gestanden und sich während seiner Lehrzeit stets sittlich
betragen, fleißig gearbeitet und sein Geschäft gut gelernt. Dieses
Zeugniß ertheile ich demselben zu fernem weiteren Fortkommen und
empfehle ihn Jedermann.
Mainz, den 10. Mai 1854.
Wilhelm Müller,
Buchbindermeister.
Aufgaben. Stelle ein Zeugniß aus für einen treuen Knecht,
einen geschickten Gesellen, eine brave Magd, über die schlechte Auf-
führung eines Lehrlings.
e. Vollmachten.
1. Unterzeichneter ermächtigt hierdurch seinen Schwager Johann
- Kranz von Mainz für ihn bei Herrn Kaufmann Chr. Strauß
in Frankfurt a. M. die Summe von zw ei Hund ert und fünfzig
Gulden in Empfang zu nehmen, und erkennt dessen Quittung hier-
über gleich der seinigen an.
Bingen, den 5. Oktober 1853.
Adolph Kurz.
2. Endesunterschriebener erklärt und bestätigt hierdurch, daß er
den Herrn Advokaten Metz in Darmstadt zu seinem Stellvertreter
in der Kaspar Braun'schen Erbschaftssache erwählt hat, und daß er
jeden Schritt, den derselbe hinsichtlich meiner Erbansprüche zu thun
für nöthig findet, so angesehen wünscht, als ob ich ihn selbst gethan
hätte.
Benshcim, den 30. August 1853.
Ludwig Schneider.
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dern auch, nicht allein — sondern auch, sowohl — als
auch, nicht blos — sondern auch, weder — noch, theils —
theils, erstlich — dann — ferner — endlich, nämlich,
als, wie." (Die Hauptsätze werden durch Strichpunkte geschie-
den; nur vor den Bindewörtern: „und" „oder" setzt man einen
Beistrich.)
Der Vater arbeitet im Garten, und die Mutter besorgt die Küche.
Das Buchenholz wird zu allerlei Geräthschaften verarbeitet; auch dient es
uns als vortreffliches Brennholz. Die Gebirge sind die Lagerstätten der
Metalle; zudem sind sie auch die reichsten Wasserbehälter. Der Mond
bewegt sich um die Erde; außerdem kreist derselbe mit der Erde um die
Sonne. Die Kenntniß der Natur gewährt uns nicht nur eine genuß-
reiche Unterhaltung; sondern sie befördert auch die Erkenntniß Gottes.
Jesus belehrte nicht allein die sündigen Menschen; sondern er ver-
söhnte sie auch durch seinen Kreuzestod mit Gott- Der gebildete Mensch
empfiehlt sich ebensowohl durch seine Geschicklichkeit; als er sich auch
durch gute Sitten bei Allen beliebt macht. Die Geschicklichkeit verschafft
dem Menschen nicht blos seinen Unterhalt; sondern sie macht ihn auch
bei Jedermann beliebt. Die Eidechsen sind weder giftig; noch bringen
sie uns auf andere Weise erheblichen Schaden. Die Blumen erfreuen uns
theils durch ihre schöne Gestalt; theils ergötzen sie das Auge durch ihre
herrlichen Farben; theils erquicken sie uns durch ihren Wohlgeruch. Erst-
lich wird das Buch verfaßt; dann wird die Handschrift des Verfassers
von dem Schriftsetzer gesetzt; ferner wird dieser Schriftsatz vom Buch-
drucker auf die Druckbogen gedruckt; endlich werden die bedruckten Bogen
von dem Buchbinder zu einem Buche eingebunden.
2) Hauptsätze, entgegenstellend verbunden durch die Binde-
wörter: „nicht — sondern, entweder — oder, sonst, aber,
allein, hingegen, doch, jedoch, dennoch, dessenunge-
achtet, gleichwohl, dagegen."
Der wahre Glauben an Jesus trennt die Menschen nicht; sondern
er vereinigt die Herzen in Liebe. Entweder muß der Bürger den Gesetzen
des Staates gehorsam sein; oder er verfällt in Strafe. Bete mit reinem,
versöhntem Herzen zu Gott; sonst ist ihm dein Gebet ein Greuel. Der
Hunger schaut dem Fleißigen zuweilen in die Thür; aber über die Schwelle
darf er nie treten. Du siehst den Splitter in deines Bruders Auge; a l -
lein den Balken in deinem eigenen wirst du nicht gewahr. Die Wahrheit
bedarf nicht vieler Worte; die Lüge hingegen kann deren nie genug ha-
den. Die Wahrheit ist so schön; d o ch findet sic Widerspruch. Der Tiger ist
eines der stärksten Raubthiere; jedoch überwältigt ihn die Riesenschlange.
Viele werden wünschen in das Reich Gottes zu kommen; dennoch werden
sie es nicht erreichen.
3) Sätze, begründend verbunden durch die Bindewörter: „da-
her, deßwegen, deßhalb, darum, demnach, mithin, also,
folglich, denn."
Der Frühlingsfrost hat großen Schaden angerichtet; daher wird es
wenig Obst geben. Manche Pflanzen enthalten ein tödtliches Gift; deß-
wegen muß man sie von den nützlichen Pflanzen unterscheiden lernen.
Unser Nachbar ist sehr streitsüchtig; deßhalb vermeidet Jedermann seinen
Umgang. Die Geisteskräfte des Menschen entwickeln sich nicht ohne Bil-
dung; darum müssen sie besonders in der Jugend tüchtig geübt werden.
Die Saat steht im erfreulichsten Wüchse; demnach wird sich die Theuerung
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44« Die drei Söhne eines Bettlers.
Es gibt allerlei Arbeiten, die der ärmste Bauersmann ohne Mühe
anfangen kann, um sein Brod zu verdienen und Weib und Kind zu er-
nähren; wer nur aufmerksam, fleißig und sparsam ist, der verdirbt in der
Welt nicht. Das beweist die Geschichte von Hansjörg Schmid.
Der alte Hansjörg war ein Bettler, der in Kriegsdiensten das rechte
Bein verloren hatte. Er ging noch vor mehreren Jahren von Haus zw
Haus in den Dörfern am Bodensee, bald zu Fischbach, bald zu Sal-
mannswciler, um Brod zu heischen. — Jetzt aber sitzt der alte Hansjörg.
als ein reicher Mann im Lehnstuhl und die Leute wundern sich seiner und
Niemand weiß, woher er es hat. Da sagt der Eine: Er hat einen Schatz
gefunden! — Nein, schreit der Andere, der Drache hat es ihm durch den
Kamin gebracht! Nein, schreit der Dritte, er hat mit dem Teufel ein
Bündniß geschlossen! — Und ich sage: Ihr seid Alle insgesammt einfältige
Tröpfe. Ich will's euch besser sagen: Hansjörg hatte drei Söhne, die er,
trotz seiner Armuth, in christlicher Tugend auferzog und durch die Güte
des Herrn Pfarrers und Schulmeisters unentgeltlich zur Schule schickte«
An einem heißen Tage saß Hansjörg auf dem Felde und theilte mit den
drei Knaben sein Brod. „Buben!" sagte er, „ihr seid groß genug und
könnt mit Arbeiten euer Brod selbst verdienen. Aber betteln dürft ihr
nicht, denn Bettelbrod ist bittre Noth! Diebesbrod bringt Galgentod! —
Du da, Peter, bist vierzehn Jahre alt, hast zwei gesunde Augen — such'
dir Arbeit. — Du, Gabriel, hast zwei gesunde Arme, geh' und schaff'! —
Du, Veit, bist elf Jahre alt, hast zwei gesunde Beine, lauf' nach deinem
Brod!" Da riefen Alle verwundert: „Vater, wo sollen wir Brod suchen,
ohne es zu betteln?" Hansjörg antwortete und sprach: „Ob wir gleich
in der Welt nicht eigen Haus und Hof haben, eigen Wald und Garten,
so fällt doch Manches hin, was Keinem gehört, und was Keiner will^
und daraus machet Geld. Ich will's euch lehren; denn viele Hundert:
versteh'n dies Kunststück nicht. Und wenn ihr euch damit Geld erworberr
habt, so sammelt es und verzehrt es nicht. Bringet ihr es nur erst dahin,
daß ihr alle Tage gegessen und getrunken habt und alle Tage nur einen
Batzen erübrigt von eurem Verdienste, so hat Jeder von euch in einem
Jahre schon vier und zwanzig Gulden gewonnen. In zehn Jahren find
das schon zwei hundert und vierzig Gulden." Daraus führte Hansjörg
seine drei Söhne durch Dorf und Stadt und Feld und Wald. Er ließ sie
alle großen Beine und Knochen sammeln, die weggeworfen waren, und an
geschickte Dreher verkaufen, die dergleichen zu Mancherlei verarbeiteten.
Desgleichen lasen sie alles alte Glas in große Säcke zusammen und ver-
kauften es an die Glaser. Im Sommer brachten sie große Päcke von
gesammelten Wachholderbeeren, Salbei, Rosenblättcrn, Hollunverblüthen
und dergleichen in die Apotheken und wurden schön bezahlt und bekamen
frische Bestellung. Alle Kuhhaare sammelten sie und Roßhaare, wo solche
zu finden waren , und auch Menschenhaare, besonders lange. Hatten sie
einen Haufen beisammen, so trugen sie die Kuhhaare zu den Tapezierern,
die Roßhaare zu den Sattlern, Stuhl-- und Wagcninachern, die Menschen-
haare zu den Perückenmachern, die dergleichen brauchen; und das Alles brachte.
Geld ein und war doch nur im Vorbeigehen gesammelt. Ebenso suchten sie
Schweinsborsten zusammen für Bürstenmacher, alles Gedärme von geschlach-
tetem Vieh, so sie fleißig auswuschen, trockneten und den Saitenmachcrn brach-
ten, die dergleichen gern kauften. Wo man ihnen Asche gab, schleppten sie
solche zusammen; da waren dann immer Seifensieder und andere Handwerker,,
die dieselbe gern hatten. — Wollene und leinene Lumpen hoben sie sorg-
fältig auf; je größer ihr Haufen war, den sie an den Papirer verkauften^,
3 *
1855 -
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dem noch eigene Entfärbungsmittel nöthig, um es möglichst weiss
herzustellen, als: Braunstein, Schmälte, Arsenik und Kohlen-
pulver; jedoch dürfen sie nur in geringer Menge beigegeben wer-
den. So spröde und zerbrechlich das erkaltete Glas ist, so zähe
und dehnbar ist das glühende; und eben auf dieser Zähigkeit
beruht die Kunst, daraus so viele hohle und andere Sachen zu
verfertigen. Durch Hülfe eines Blaserohrs kann man auf ähn-
liche Art, wie man Seifenblasen macht, das Glas zu grossen
hohlen Körpern blasen, und so lange es noch weich ist, dasselbe
mit Zangen und andern Werkzeugen, gleich dem Wachse, zu
allen möglichen Gestalten drücken und biegen; es lässt sich mit
Scheeren und Messern schneiden und sogar zu dünnen Fäden
spinnen. Die vorbereiteten und wohldurchmengten Bestand-
theile des Glases, Fritte genannt, kommen in einen Schmelzofen,
der inwendig mit einem erhaben gemauerten Rande versehen ist,
auf dem die zwei Fuss hohen Schmelztiegel (Häfen) gesetzt wer-
den. In der Mitte brennt Tag und Nacht auf dem Heerde ein
starkes Feuer, und vor jedem Hafen ist in dem Ofen eine Oeff-
nung. Zwei bis drei Tage sind erforderlich, bis die Masse völlig
flüssig und hell wird, worauf das Blasen beginnt. Es gehört zu
dieser Arbeit die Pfeife, ein eisernes, drei bis vier Fuss langes
Rohr mit einem hölzernen Griffe. Der Arbeiter taucht den Knopf
der Pfeife durch die im Ofen befindliche Oeffnung in das flüssige
Glas, holt, so viel er braucht, damit heraus, streicht die Glas-
masse mit einem Eisenbleche fester an und wälzet den Klumpen
auf einem Steine zu einer Kugel. Nun blässt er in das Rohr,
dehnt die Glaskugel aus, schwingt die Pfeife mit derselben in die
Luft und verwandelt dadurch die Blase in einen länglich runden
Körper. Erkaltet die Glasmasse während der Arbeit, so hält er
sie so lange im Ofen, bis sie wieder weich geworden ist. Das
Blasen und Schwingen wird wiederholt, bis die Glasblase die Ge-
stalt hat, aus der sich leicht ein Gefäss durch Drehen, Biegen
und Schneiden mit eisernen Werkzeugen bilden lässt. Ist die
Glaswaare fertig, so darf sie nibht sogleich in freier Luft bleiben,
sonst würde sie zu spröde und unhaltbar; sie muss erst in den
Kühlofen gesetzt werden und dort bei einer massigen Wärme
allmählig erkalten.
5. Die Kartoffeln«
Die Kartoffeln kamen erst vor einigen hundert Jahren aus
Amerika nacheuropa. I nd fast hätte sie der Freund des Seefahrers
Franz Drake, dem dieser aus Amerika etliche zur Aussaat
schickte , und dabei schrieb : ,,Die Frucht dieses Gewächses ist
so trefflich und nahrhaft, dass ich ihren Anbau für Europa sehr
nützlich halte,“ aus seinem Garten wieder ausreissen und weg-
werfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake habe mit dem
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Spieler, alte Bettler. Junge Schlemmer, alte Bett-
ler. 61. Die Reue ist ein hinkender Bote, der zwar
langsam, aber sicher kommt. 62. Trau', schau', wem?
— Ein Schmeichler, ein Heuchler. 63. Zänker sind
des Nächsten Kränker. 64. Verlor'ne Ehr' kehrt
nimmermehr. 65. Fette Küche, magrer Beutel. Nach
dem Beutel richt' den Schnabel. 66. Wer zwei
Hasen zugleich hetzt, fängt keinen. 67. Wer sich der
Schande rühmt, ist keiner Ehre werth. 68. Lieber
Gut und Blut verloren, als einen falschen Eid ge-
schworen. 69. Verachte keinen Feind, so schlecht er
immer scheint. 70. Keine Antwort ist auch eine Ant-
wort. 71. Undank ist der Welt Lohn. 72. Ein Jeder
ist seines Glückes Schmied. 73. Stehler, Hehler
und Befehler sind alle drei Diebe. 74. Wo Scham
ist, da ist auch Ehre. 75. Der Prophet gilt nichts
in seinem Vaterlande. 76. Jedes Ding hat zwei
'Seiten. 77. Ein Narr kann mehr fragen, als sieben
Weisen beantworten können. 78. Narrenhände be-
schmieren Tisch und Wände. 79. Am vielen Lachen
erkennt man den Narren. 80. Freundlich abschlagen
ist besser, als mir Unwillen geben. 81. Durch Fra-
gen wird man klug. 82. Keine Eiche fällt von Einem
Streiche. 83. Rom ward nicht in Einem Tage er-
baut. 84. Gut Ding will Weile haben. 85. Mit
Harren und Hoffen hat's Mancher getroffen. 86.
Wer den Kern verlangt, muß die Nuß aufbeißen.
87. Steter Tropfen höhlt den Stein. 88. Aus einem
kleinen Funken kann ein großes Feuer entstehen. 89.
Wer am Wege baut, hat viele Meister. 90. Keine
Rose ohne Dornen. 91. Ein gutes Wort findet
einen guten Ort. 92. Jeder strecke sich nach seiner
Decke. 93. Man sucht Keinen hinter dem Ofen,
man habe denn selber dahinter gesteckt. 94. Friede
vermehrt, Unfriede verzehrt. 95. Hunger ist der beste
Koch. 96. Wer Anderen eine Grube gräbt, fällt
selbst hinein. '97. Eigenlob stinkt, fremdes klingt.
98. Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.
99. Eine Krähe hackt der anderen die Augen nicht
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Bäche davon überzeugen, die Kieselsteine verschiedener Art und Sand
aus den Gebirgen mit sich führen. Meilenweite Strecken des Meeres-
grundes bestehen aus Sand, und die furchtbaren Sandmeere oder
Wüsten heißer Erdstriche, sowie die Steppen, was sind sie anders,
als solche Strecken? Sogar in das Gewächsreich findet die Kieselerde
ihren Weg. Mit Sauerstoff verbunden bildet sie die Kieselsäure, und
diese ist ein Nahrungsmittel mancher Pflanzen, wie des Schilfes und
der Graöarten. Die Ursache, warum man sich an manchen derselben
verwunden kann, sind kleine Kieselkrystalle, welche sich au deren Blatt-
rändern abgelagert haben. Sämmtliche Getreidearten und Gräser
bedürfen mehr oder weniger der Kieselerde als Nahrung. Die Ge-
häuse verschiedener Muschelthiere, sowie die panzerartige Hülle man-
cher Infusionstierchen bestehen aus dieser Erdart.
Nach Glanz, Farbe, Durchsichtigkeit und Härte werden die
Kieselarten unterschieden, und da ist ihre Mannichfaltigkeit groß;
darum kann nur Bekanntes hier angeführt werden. Der Feuer-
stein kommt in verschiedenen Ländern in Kalkhügeln vor, wie in
England, auf der Insel Rügen, in Tyrol, Steiermark und Frank-
reich. Seit dem Gebrauch der Reibzündhölzchen und der Einführung
der Zündhütchen an den Flinten hat er viel von seiner früheren Wich-
tigkeit verloren und ist deßhalb seltener geworden. Indeß wird er
noch häufig als Zusatz der Masse des Steinguts, Glases und Porzel-
lans gebraucht und selbst zu Dosen und Gefäßen verarbeitet. Der
K i e s e l f ch i e f e r, durch eingemengte Kohlen grau oder gräulichschwarz,
dient zum Straßenbau, als Wetzstein und Probirstein, d. h. um zu
untersuchen, wie viel reines Gold oder Silber und wie viel Zusatz die
rohen oder verarbeiteten Metalle dieser Ar^ haben. Alte Völker-
schaften des Nordens fertigten ihre Streitarte aus Kieselschiefer.
Manche Edelsteine liefert die Kieselerde, wie den milchweißen oder
weingelben Opal, den fleischrothen Carneo!, den Achat, den
gelblichen Hyacinth, den violblauen Amethyst, den Chalce-
don, woraus die Spielkugeln (Glücker) für die Knaben gedreht
werden, und den Bergkrystall. Dieser findet sich u. a. in den
Alpen der Schweiz und Tyrols, und ist wasserhell. Vom Rhein wer-
den kleine Stücke, die Rheinkiesel, aus dem Gebirge weggeführt.
Aus diesem Steine fertigt man schöne Leuchter, Gefäße und selbst
Schmucksteine. Sehr wichtig ist die Kieselerde zur Bereitung des
Glases, eines Gegenstandes, welcher sich des Daseins in der Hütte
der Armuth, wie im Palaste erfreut. Hier könnte von der Glashütte,
dem Glasblasen, der Art, durch Metallfarben dem Glase die freund-
lichen Farben zu geben, sowie von der Glasmalerei, den prachtvollen
Glasgemälden der alten Dome noch manches Schöne und Interessante
erzählt werden; auch die Brille, das Fernrohr, der Glaspalast zu
London und der Spiegel, dieser Freund un' treue Maler so vieler
Gesichter, verdienten eine nähere Beschreibung, für welche hier aber
der Raum nicht ausreicht. Doch soll zum Schluffe noch des Arznei-